Projekt

Der Künstler

Gunter Demnig wurde mehrmals ausgezeichnet, u. a. im Januar 2005 mit dem German Jewish History Award der Obermayer Foundation, im Oktober 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz und im August 2006 in Köln mit der „Alternativen Ehrenbürgerschaft“.

“Es ist für Demnig entscheidend, dass das Gedenken in unsere Lebensmitte gerückt wird und Erinnerungsmale nicht weitab liegen wie die zahlreichen nach 1945 entstandenen Gedenkstätten und Mahnmale, die man auch bequem links liegen lassen kann.
War das nachbarschaftliche Zusammenleben bis 1933 völlig intakt und dann, auf einmal war die Nachbarswohnung leer, die Nachbarn weg, Möbel und Einrichtungsgegenstände wurden abgeholt und niemand soll etwas gewusst haben; das bleibt für den 1947 in Berlin geborenen Künstler unbegreifbar und dieses Unbegreifbare ist sein Antrieb, die Erinnerung nicht verlöschen zu lassen.“

Zitat: Wolfgang Jorzik, Faltblatt Stolpersteine

Das Projekt

Auf Einladung des Bürgermeisters und mit Zustimmung aller Ratsfraktionen präsentierte Gunter Demnig  im Februar 2005 sein Projekt im Forum der VHS Dorsten. Die meisten Anwesenden sowie der Bürgermeister und die Vertreter der Ausschüsse fanden diese Art des Erinnerns an die Opfer des Nationalsozialismus unterstützenswert und standen dem Projekt positiv gegenüber. Schon an diesem Abend meldeten sich mehrere Dorstener Bürgerinnen und Bürger, die an der Vorbereitung mitarbeiten und/oder sich an der Finanzierung beteiligen wollten.

Seit März 2005 bis Ende 2008 traf sich in Dorsten die „Aktionsgemeinschaft Stolpersteine“ regelmäßig. Sie setzte sich aus engagierten Bürgerinnen und Bürger sowie aus Mitgliedern unterschiedlicher gesellschaftlicher Institutionen zusammen. Sponsoren bzw. Paten für die Stolpersteine sind neben Einzelpersonen auch Institutionen wie Gewerkschaften, Parteien und Schulen. Besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern  des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten. Erfreulich war die hohe Beteiligung Jugendlicher aus Schulen und Kirchengemeinden.

Am 29. Mai 2006 wurden in Dorsten die ersten Stolpersteine verlegt.
Sowohl bei der ersten Verlegung als auch bei den folgenden verhalfen die Paten und darunter besonders die Jugendlichen dem Projekt durch vielfältige Aktionen zum Erfolg. Sie trugen die Ergebnisse ihrer Nachforschungen vor und erinnerten mit Postern, Texten, Gedichten, Rollenspiele und musikalischen Darbietungen an die Opfer. 
Auch zur Finanzierung ließen sie sich im Vorfeld viel einfallen. Die Aktionen reichten vom Filmabend über ein Rockkonzert, Kuchenverkauf und Gespräche mit Zeitzeugen bis zu Diskussionen mit Verwandten.

Es gab auch  kritische Stimmen zu diesem Projekt, die  von der Aktionsgemeinschaft sehr ernst genommen wurden. Es wurde z. B. die Befürchtung geäußert, dass mit den Steinen die Namen der Ermordeten mit Füßen getreten würden. Einige wenige Anwohner befürchteten rechtsradikalen Vandalismus. Die Aktionsgemeinschaft setzte sich intensiv mit diesen Meinungen auseinander. Die Erfahrung aus anderen Städten macht jedoch deutlich, dass gerade das Begehen die Steine zum Glänzen bringt und noch besser ins Blickfeld rückt. Es hat sich gezeigt, dass rechte Gegenaktionen äußerst selten sind.