Wulfener Str. 16. (Lembeck)

Selma, Berta und Hugo Lebenstein

Angeregt durch die Ausstellung „Anne Frank“ im Jüdischen Museum in Dorsten haben wir uns mit der Vergangenheit in unserer nächsten Umgebung in Lembeck befasst. Gleich zu Beginn des neuen Schuljahres besuchten wir den Jüdischen Friedhof. Wir waren erstaunt, dass wir nicht einen Grabstein fanden, der darauf hinwies, dass dort seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Juden begraben wurden. Lediglich eine Tafel, die von Tisa von der Schulenburg gestaltet wurde, erinnert daran, dass es sich um einen Friedhof handelt.

Wir, die Klassen 9a und 9b, haben uns bereit erklärt, Patenschaften für zwei Stolpersteine zu übernehmen, und zwar für Bertha und Selma Lebenstein.

Die Familie Lebenstein lebte nachweislich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Lembeck. Die Nachkommen des Mendel Lebenstein wohnten mitten im Dorf an der Wulfener Straße schräg gegenüber der Kirche. Sie besaßen ein Geschäft, in dem Manufaktur- und Kurzwaren verkauft wurden. Der Vater von Bertha und Selma Lebenstein, Isaac Lebenstein, handelte außerdem mit Vieh. Das Textilgeschäft wurde hauptsächlich von Sophie Lebenstein betrieben.

Selma Lebenstein wurde 1897 und Bertha Lebenstein 1900 geboren. Von Selma wissen wir, dass sie der Mutter im Haushalt half. Bertha arbeitete als Verkäuferin in Viersen, Langendreer, Duisburg und Essen. Zuletzt unterstützte sie ihre Mutter im Geschäft.
Selma und Bertha wurden im Januar 1942 zusammen mit anderen Familienmitgliedern nach Gelsenkirchen in ein Sammellager für Juden gebracht. Von dort wurden sie in ein Konzentrationslager nach Riga transportiert. Als am Kriegsende die Russische Front immer näher rückte, wurden in Riga viele Juden getötet. Selma und Bertha Lebenstein brachte man noch in ein Frauenlager nach Stutthof bei Danzig. Selma starb am 1. Dezember 1944 mit 47 Jahren und Bertha am 16. Dezember 1944 mit 44 Jahren.

Mendel Lebenstein hatte durch seine zahlreichen Nachkommen Spuren in Lembeck hinterlassen, Spuren, die heute kaum mehr wahrnehmbar sind.

Die Stolpersteine sollen uns erinnern, dass Menschen, die mitten unter uns gelebt haben, gefangen genommen, verschleppt und ermordet wurden.

Paten:
Laurentiusschule Lembeck, Klasse 9a und 9b (2007/08).

Lebenslauf von Hugo Lebenstein

Hugo Lebenstein war der jüngste Sohn von Isaac und Sara Sophie Lebenstein (Geb. Elkan aus Raesfeld). Er war Viehhändler und flüchtete 1939 nach Hilversum in Holland.  Er wurde Juli 1942 von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Er starb September 1942 im KZ Auschwitz.

Pate:  Freundeskreis Hod-Hasharon Dorsten