Saul Schöndorf (geb.am 5.5.1895 in Stanislawo/Galizien) war Uhrmacher und Reisender. Seine Frau, Elice Zwiebel stammte auch aus Stanislawo. Bis 1925 hatte Saul Schöndorf ein Uhrmachergeschäft, danach war er Reisender. Er wohnte in der Blindestraße 21, die heute die Ursulastraße ist. Elice und Saul hatten drei Kinder: Klara, Ida und Elly.
1938 wurde die Familie nach Polen abgeschoben und später in einem KZ ermordet.
Wir singen das Lied „Hevenu Shalom“
Hevenu shalom alächem
Wir bringen Frieden für alle
wir bringen Frieden für alle,
wir bringen Frieden für alle,
wir bringen Frieden, Frieden, Frieden für die Welt
Paten:
Jugendliche der St. Bonifatiusgemeinde Dorsten-Holsterhausen
Ergänzung zum Lebenslauf der Familie Schöndorf
1938 wird die Familie Schöndorf zusammen mit anderen polnischen Juden, u. a. auch die Familie Reifeisen aus Dorsten nach Polen, Zbąszyń abgeschoben (siehe Bericht Familie Reifeisen). Im Lager in Zbąszyń (Bentschen) haben Ilse Reifeisen und Ida Schöndorf gemeinsam provisorischen Unterricht.
Schöndorfs ziehen von Bentschen weiter nach Stanislau (polnisch Stanislawōw). Die Anschrift lautete 1940: Saul Schöndorf, Stanislau, russ. Interessengebiet, Halick 17.
Gertrud und Simon Reifeisen versuchen über ihre Tochter Ilse, die Anfang Dezember mit einem Kindertransport nach Schweden gelangte, in Kontakt mit der Familie Schöndorf zu kommen. Am 30.12.1939 bittet Gertrud Reifeisen in einem Brief an die Tochter: „Bitte schreibe Schöndorfs. Auch ausführlich, sie möchten sorgen, dass Vati (Simon Reifeisen) von dort aus eine Bescheinigung erhält, dass er russischer Bürger wird und die Einreisegenehmigung nach Bolechow bekommt.“
Die Familie Reifeisen möchte unbedingt aus Deutschland ausreisen und versucht jede nur erdenkliche Möglichkeit. Direkt können Sie anscheinend nicht mit Schöndorfs in Kontakt treten. Im Januar, im Februar und auch im März 1940 fragen die Eltern Reifeisen wieder in Schweden nach: „Hast du Post aus Stanislau oder Bolechow bekommen? Ich habe von niemanden bisher etwas gehört! Ja es hält sehr schwer, von dort Post zu bekommen!“
Am 18. April 1940 schreibt Gertrud Reifeisen: „Mit deinem Brief zusammen kam am Samstag auch endlich eine Karte von Schöndorfs an, sie war am 24.2., also fast 8 Wochen unterwegs. Man hat einen Brief von mir erhalten und er will sich für uns bemühen. … Wir benötigen jetzt von Schöndorf eine beglaubigte Bürgschaft, das heißt er muss dort notariell sich bescheinigen lassen, dass er in der ersten Zeit – bis wir Arbeit gefunden haben – für uns sorgen will!“
Den letzten Hinweis auf die Familie Schöndorf erhalten wir aus einem Brief vom 12. Januar 1942 an Ilse Reifeisen:
„Wir trafen Frau Zwiebel auf der Straße, sie hatte gerade Nachricht erhalten, dass Frau Schöndorf und der kleine Junge auch tot sind. Schöndorf und die beiden Mädels Ida und Elly (mir ist der Name der ältesten entfallen), haben sich taufen lassen.“
